Weihnachten in Betlehem
Weihnachten in Bethlehem?
Darf ich euch mitnehmen? Dorthin, wo alles begann mit Weihnachten. Nach Bethlehem. Genauer gesagt: Ins heutige Bethlehem. An die Mauer, die Bethlehem umgibt und die jüdische Welt, Israel und die palästinensische Welt, die Westbank voneinander trennt. Mitten in Bethlehem, der Geburtsstadt von Jesu, steht diese Mauer, die für Gefahr, Tod, Hass, Terror, Friedlosigkeit, Angst steht. Dort ist heute und wahrscheinlich auch morgen „kein Friede auf Erden“.
Aber ein anderer ist dort und hinterlässt seine Spuren: Banksy. Der berühmte Street-Art-Künstler ist mit mehreren Gemälden an dieser Mauer verewigt. Und noch mehr. Banksy betreibt seit 2017 ein Hotel. Direkt an der Mauer. Es ist das Wall Off Hotel und wirbt damit, die schlechteste Hotel-Aussicht der Welt zu haben. Und wenn man in dieses Hotel hineingeht, findet man viele skurrile Gemälde und Kunstgegenstände. Und man stößt auf Weihnachten. Im Hotel ist eine Krippenszene aufgebaut.
Banksy verlegt die Geburt Jesu, das ganze gewohnte Krippen-Idyll mit Ochs und Esel an die Betonmauer, die Bethlehem heute umgibt. Einschusslöcher inklusive. Ausgebleichte, kaum mehr zu erkennende Parolen auf der Mauer: Love, Paix, Libre.
Was für ein passendes Bild für unsere Advents- und Weihnachtszeit in diesem Jahr?! Keine heile Welt. Kein Engelsgesang: „Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen…“. Im Vortrag eines Historikers gestern Abend in der Pauluskirche haben wir nochmal eindrücklich gehört, wie himmelweit entfernt Israelis und Palästinenser vom irdischen Frieden sind.
Wenn wir in einigen Tagen den Geburtstag Jesu feiern, wird aller Voraussicht nach das Weltgeschehen seinen Schatten darüber legen. Und wir müssen das auch gar nicht ausblenden. Im Gegenteil. Banksy hat Recht. Die Krippenfiguren gehören in so eine kalte, friedlose Umgebung gestellt. Da hinein ist Jesus gekommen. Da will er uns begegnen. Da will er bei uns sein. Da können wir ihn treffen.
Wir feiern Weihnachten in einer dunklen Welt. Die Spannung bekommen wir nicht aufgelöst. Aber Jeus ist in dieser Welt da.
Das ist auch die Aussage von meinem Lieblingslied im Advent, das der von den Nazis verfolgte Jochen Klepper im dritten Reich – auch so eine ganz dunkle Epoche – geschrieben hat:
„Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschen Leid und Schuld,
doch wandert nun mit Allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte
hält uns kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam uns die Rettung her."
In Jochen Kleppers Lied ist das Dunkel auch noch nicht weg. Aber es wird beglänzt, ein wenig beleuchtet: Vom Stern der Gotteshuld. Von Gottes Liebe.
Diese Erfahrung wünsche ich uns.
Ich wünsche Dir, dass Gottes Licht in Dein Dunkel fällt und es beglänzt. Gottes Segen für Dich! Und ich bete darum, dass dieses göttliche Licht auch in die ganz dunklen Winkel unserer Zeit hineinstrahlt, Menschen verändert, Versöhnung möglich macht und Frieden schafft.
Norbert Aufrecht
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